Der Traum vom eigenen Boot
Man hat es geschafft und ist endlich im Besitz des begehrten Bootsführerscheins und was möchte Skipper/in jetzt? Bootfahren natürlich, was für eine Frage!
Bevor ich gleich näher auf das Thema Eigentum oder Miete eingehe, möchte ich noch etwas wichtiges ansprechen, und zwar die Praxis. Es gibt viele unterschiedliche Bootsführerscheine und ebenso viele Arten, wie man zur entsprechenden Lizenz kommt. Am einfachsten ist es natürlich, wenn man das kroatische Küstenpatent absolviert, bei dessen Prüfung kein Praxisteil, also Fahren mit einem Boot, gegeben ist. Man macht schlicht eine Theorieprüfung und erhält den Schein. Will man ohnehin nur mit einem Schlauchboot mit vielleicht 5PS-Motor fahren (ja, auch dafür braucht man in Kroatien einen Führerschein), ist das Thema Praxiskenntnisse vielleicht eher vernachlässigbar.
Praxis - das Um & Auf!
Möchte man hingegen schon etwas größere Motorboote oder gar eine Segelyacht führen, sollte man unbedingt das eine oder andere Praxistraining machen, bevor man eigenverantwortlich eine Yacht führt. Und die ersten paar eigenen Törns sollten dann trotzdem noch so angelegt sein, dass Sicherheit an allererster Stelle steht und keinesfalls s.g. Meilenfressen das Ziel ist!
Mit Vernunft an die Materie herantasten ist das richtige Motto, wenn man künftig unbeschwerte Urlaubstörns absolvieren will und zwar ohne, dass einem ein kleines, aber vielleicht etwas heftigeres Gewitter gleich in Angst und Schrecken versetzt. Man sollte dabei auch immer an seine Crew denken, die natürlich voll und ganz auf die Fähigkeiten des Schiffsführers vertraut und auch darauf vertrauen darf!
Erfahrung sammeln!
Aber auch Absolventen von Bootsführerscheinen mit inkludierter Praxisprüfung sollten sich den letzten Absatz zu Herzen nehmen, denn eine bestandene Prüfung sagt nur sehr wenig über das tatsächliche Können eines frisch gebackenen Kapitäns aus!
Ich selbst z.B. fahre nun schon seit über 30 Jahre Boot und bei beinahe jeden Törn komme ich in Situationen, die ich so noch nicht erlebt habe. Hier hilft dann freilich die langjährige Erfahrung, um eine Lösung für ein etwaiges Problem zu finden. Stets sofort parat, hat man sie aber natürlich nicht immer.
Gefährliche Situationen kann man schon mal vermeiden, wenn man stets über das kommende Wetter informiert ist und entsprechend handelt!
Anschaffung eines eigenen Bootes?
Hat man alles richtig gemacht, kann man sich schon Gedanken machen, wie man seine künftigen Bootsurlaube verbringen will. Ein eigenes Boot ist natürlich sehr reizvoll, denn es hat Prestige und es ist quasi jederzeit zur Verwendung verfügbar. Man kann es auch mehrere Wochen lang nutzen, ohne, dass man dafür tausende Euro für eine Chartermiete hinblättern muß. Man kann Freunde oder Geschäftspartner aufs Schiff einladen und stolz das noble Eigentum präsentieren.
Vergessen darf man dabei halt nicht, dass man ja auch Anschaffungskosten gehabt hat und das Gefährt auch dann „Heu frisst“, wenn es ungenutzt im Hafen steht. Klar und kalkulierbar sind die laufenden Kosten für die Liegeplatzmiete, das jährliche Permit, die Kurtaxe sowie die Versicherung. Auch die normalen Wartungskosten kann man weitgehend kalkulieren.
Die Sache mit den Reparaturen:
Unliebsame Überraschungen erlebt aber mit Sicherheit jeder Eigner, denn bei einem Boot fallen ständig, wirklich ständig, immer wieder irgendwelche Reparaturen an, mit denen man nicht gerechnet hat. Dabei muß man sich vor Augen halten, dass Boote keine Massen- bzw. Fließbandproduktionen wie beispielsweise Autos sind und sehr vieles individuell sowie handwerklich gefertigt wird. Selbst scheinbar banale Dinge wie die Treibstofftanks (welche durchaus auch mal durchrosten können) gibt es meist nicht einfach im Ersatzteilregal, sondern müssen speziell für das Schiff angefertigt werden.
Das Leben als Eigner ein wenig erleichtern kann man sich, indem man bei der Bootswahl einen gängigen Typ von einer größeren, bekannten Werft nimmt. Denn hier ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Ersatzteile etwas leichter bekommt größer, als bei weniger namhaften Nischenherstellern. Gleiches gilt bei den verbauten Motoren, die nicht selten die Achillesferse eines Schiffes darstellen.
Doch, auf die Größe kommt es an!
Viele Neoeigner sind anfänglich der Meinung, dass der Einstieg mit einem vorerst kleineren Boot der vernünftigste Weg ist, was sich aber nicht selten später als Irrglaube herausstellt. Oft werden Motorboote in der Größe von etwa 6, vielleicht 7 Metern angeschafft, die natürlich erstmal den Herzenswunsch erfüllen. Bitte nicht falsch verstehen – solche Boote können durchaus Spaß machen, aber mit der Zeit macht der Großteil der Besitzer die Erfahrung, dass das doch nicht wirklich die Erfüllung ist.
Gefährte dieser Größenordnung bieten meist nur sehr wenig Platz unter Deck und man kann daher darauf nicht wirklich autark leben. Man kann darauf vielleicht schlafen, sich waschen und manchmal befindet sich auch eine Campingtoilette an Bord. Mit Kochen, Duschen und anderen Annehmlichkeiten hingegen sieht es oft eher schlecht aus und man hat das Gefühl von Notlösungen. Aus Platzmangel kann man meist auch kein Beiboot mitführen, was einerseits ein fehlender Sicherheitsfaktor ist und andererseits eine Komforteinschränkung. Ohne Beiboot muß man z.B. in einer schönen Ankerbucht mit Gasthaus oft schwimmen, um zum Wirt zu gelangen. Es sei denn, man hat das seltene Glück und kann direkt an einer Mole beim Lokal festmachen. Das Zurückschwimmen mit vollem Bauch, reduziert den Spaßfaktor dann oft schon erheblich…
Welchen Antrieb hätten's denn gerne?
Die Art des Antriebs sind bei Motorbooten dieser Klasse auch ein eigenes Thema – meist sind in dieser Größe aus technischen sowie Kostengründen Benzinmotoren verbaut, welche über s.g. Z-Triebe das Boot antreiben. Benzinmotoren bedürfen einer Menge Elektrik, welche jedoch durch die ständig lauernde Feuchtigkeit, bei einem Boot freilich naturgegeben, sehr anfällig ist. Dass Benziner im Vergleich zu Dieselmaschinen sehr „durstig“ sind, sei hier nur am Rande erwähnt. Und dann ist da noch die Sache mit den Z-Trieben, die zwar sicher irgendwo Geschmackssache sind, aber meiner Erfahrung nach alles andere als optimal.
Größere Boote verfügen meist über Dieselmotoren, denen Feuchtigkeit ziemlich egal sind, und beim Antrieb über starre Wellen. Hat man 2 Motoren und starre Wellen (ab etwa 11m fast Standard), braucht man für das Manövrieren im engen Raum (z.B. Hafen) nicht hektisch mit dem Steuerrad herumrudern, sondern manövriert das Boot, etwas Übung vorausgesetzt, ganz lässig und bequem nur mit den Ganghebeln. ANM.: Bei Standgas ein Hebel Vorwärtsgang und der andere Rückwärtsgang = „Drehen am Teller“.
Joystick-Steuerung:
Ausgesprochen bequem und leicht bedienbar sind die div. modernen Steuersysteme, bei denen man das Boot mittels Joystick in jede gewünschte Richtung steuern kann. Neben vor und zurück, kann man das Schiff damit auch seitlich (quer) oder diagonal manövrieren.
Sie können sich aber sicher vorstellen, dass all dies nur mit einer äußerst aufwändigen Technik möglich ist, was wiederum auch sehr fehleranfällig und bei Reparaturen richtig teuer sein kann.
Der gute alte Wellenantrieb kommt mit dem geringsten technischen Aufwand aus und er verlangt daher im Vergleich am wenigsten Augenmerk bei Wartung und Reparatur.
Stehhöhe:
Je größer das Boot, desto mehr Annehmlichkeiten, die auch ein wirkliches Leben an Bord erst ermöglichen. Bei beispielsweise einer Motoryacht ab etwa 11m, hat man in der Regel schon eine recht angenehme Stehhöhe unter Deck, sodass man nicht ständig mit geneigtem Kopf durch die Räume gehen muß. Man hat normalerweise auch eine Pantry (kleine Küche) mit recht vernünftigem Kühlschrank, eine brauchbare Dusche, ein WC und natürlich Kojen, in denen es sich bequem schlafen lässt.
Flybridge:
Herz, was willst Du mehr? Naja, eine Flybridge vielleicht – das ist ein Aufbau, bei dem man einen Innen- und einen Aussensteuerstand hat. Das bietet den Vorteil, dass man noch mehr Platz im Innenraum hat und man das Schiff auch bei Schlechtwetter im Trockenen steuern kann.
Die bessere Übersicht vom oberen Steuerstand aus bei den Anlegemanövern im Hafen, ist klarerweise auch nicht zu verachten. Aber zugegeben – eine Fly gibt es i.d.R. erst bei Motorbooten ab etwa 10-11m Länge, was dann sicher wiederum eine Preisfrage ist. Bei letztgenannter Größe hat man aber normalerweise Platz für zumindest 4 Personen, sodass man als Paar noch 2 Gäste an Bord einladen und ihnen sicher ein bleibendes Erlebnis bescheren kann.
Soll es eine Segelyacht sein?
Bei Segelbooten gilt es nicht so viele Dinge zu berücksichtigen, wie bei Motorbooten. Hier liegen die Unterschiede hauptsächlich bei der Art der Besegelung wie etwa ob man ein Roll- oder ein Lattengroß bevorzugt oder überhaupt ganz konventionelle Segel haben möchte.
Die Entscheidung darüber liegt hauptsächlich im Bereich zwischen Bequemlichkeit und Performance sowie letztlich auch beim Kostenfaktor. Was die Schiffsgröße anlangt, beginnt es aber auch bei Seglern erst ab etwa 11m Länge wirklich kommod zu werden.
Wenn man seinen Schein für das Führen von Segelyachten macht, sollte aber schon für einem selbst ein Praxistraining obligatorisch sein.
Beim Kauf zu bedenken!
Bevor man sich zum Kauf eines eigenen Bootes entschließt, sollte man jedoch eines bedenken – berücksichtigt man den Anschaffungspreis, die laufenden Kosten für Liegeplatz, Versicherung, Wartung und Reparaturen, sollte man pro Jahr schon zumindest 6 Wochen, besser 8 Wochen Zeit für die Nutzung haben, damit es sich gegenüber einer Miete auch rechnet.
Eines steht jedenfalls bei einem Fehlkauf fest – man hat oft viel Geld und Herzblut investiert, was man aber dann letztlich beim Wiederverkauf nie mehr zurückbekommt.